Chirurgischer Eingriff bei Stuhlinkontinenz

Neben der konservativen Behandlung kommen bei schwerwiegenden oder nicht erfolgreichen Therapien auch chirurgische Verfahren zur Anwendung. Dabei wird eine enge Zusammenarbeit zwischen konservativen und chirurgischen Behandlungsansätzen empfohlen, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.

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    Beschreibung

    Schliessmuskelnaht (Sphinkterrepair)

    Die Schliessmuskelnaht hat das Ziel, den verletzten Schließmuskelring zu rekonstruieren, um die Stuhlkontinenz wiederherzustellen. Häufige Ursachen für Schließmuskelverletzungen sind schwierige Geburten oder chirurgische Eingriffe im Bereich des Enddarms. Der Eingriff erfolgt in der Regel über einen kleinen Schnitt am Damm, wobei die Enden des durchtrennten Schliessmuskels freigelegt und miteinander vernäht werden.

    Neosphinkter-Verfahren

    Bei stark beschädigten oder fehlenden Schließmuskeln kommt der Einsatz von Schliessmuskelersatzverfahren in Frage. Zwei gängige Methoden sind:

    1. Dynamische Gracilisplastik: Hierbei wird der Musculus gracilis aus dem Oberschenkel als Ersatz für den Schliessmuskel verwendet. Der Muskel wird um den After geschlungen, und ein Neurostimulator wird implantiert, der die Kontraktion des neuen Schliessmuskels ermöglicht.

    2. Künstlicher Schliessmuskel (Artificial Sphincter): Dieser künstliche Schliessmuskel besteht aus einer Silikonmanschette, einer Pumpe und einem Druckregulationsballon. Die Manschette wird um den Enddarm gelegt, die Pumpe wird unter der Haut implantiert, und die Patienten können mit der Pumpe die Kontinenz regulieren.

    Sakrale Nervenstimulation (SNS)

    Bei Patientinnen und Patienten mit einem funktionstüchtigen, aber schwachen Schliessmuskel oder gestörtem Enddarmempfinden kann die sakrale Nervenstimulation eine vielversprechende Therapieoption darstellen. Über eine Teststimulation wird geprüft, ob das Verfahren die Inkontinenzsymptome verbessert. Bei erfolgreichem Verlauf wird ein permanenter Neurostimulator implantiert, der die Funktion des Schließmuskels unterstützt und die Empfindlichkeit des Enddarms fördert.

    Sphinkteraugmentation (Silikonimplantation)

    Eine weniger invasive Methode ist die Injektion von Silikonpolstern in den Schliessmuskelapparat. Dies kann insbesondere bei milderen Formen der Stuhlinkontinenz eine signifikante Verbesserung der Kontinenz bewirken. Die Injektionen werden ambulant und unter lokaler Anästhesie durchgeführt.

    Künstlicher Darmausgang (Stoma-Anlage)

    In Fällen, in denen die konventionellen chirurgischen Eingriffe keine Besserung bringen, kann ein künstlicher Darmausgang (Stoma) eine letzte Alternative darstellen. Diese Methode ermöglicht eine kontrollierte Stuhlentleerung über einen Beutel, der das Leben der Betroffenen erheblich erleichtern kann. Durch regelmäßige Stoma-Irrigation kann das Tragen des Beutels zudem eingeschränkt werden.

    Nachbehandlung

    Die Nachbehandlung variiert je nach Verfahren:

    • Schliessmuskelnaht: In den ersten sechs Wochen ist eine sorgfältige Wundpflege und Stuhlregulation mit Quellmitteln erforderlich.

    • Dynamische Gracilisplastik: Neben der Stuhlregulation ist nach sechs Wochen ein Beginn des Muskeltrainings ratsam, um die volle Kontinenz nach etwa drei Monaten zu erreichen.

    • Künstlicher Schliessmuskel: Nach der Implantation des Schliessmuskels erfolgt eine Wundkontrolle und in der Regel die Inbetriebnahme des Systems nach etwa vier Wochen.

    • Sakrale Nervenstimulation: Während der Testphase sind regelmässige Kontrollen der Stimulationsparameter erforderlich. Nach der Implantation des Neurostimulators werden die Einstellungen regelmäßig überprüft.

    In vielen Fällen kann eine kombinierte Therapie aus chirurgischen Eingriffen, Beckenbodentraining und Diätanpassungen die Symptome der Stuhlinkontinenz erheblich lindern und die Lebensqualität der Patienten verbessern.

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    Diese Behandlungsmethode kann bei folgenden Krankheitsbildern in Betracht gezogen werden.

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