Darmpolypen —
Darmpolypen sind wulstige Ausstülpungen im Darm. Statistisch gesehen sind diese Veränderungen in ca. 30-40% aller Personen über 50 zu finden. In einigen Fällen entwickelt sich aus gutartigen Darmpolypen Dickdarmkrebs. Durch die vorzeitige Entfernung der Darmpolypen ist es somit möglich, das Risiko einer Dickdarmkrebserkrankung zu reduzieren.
Was sind Darmpolypen?
Darmpolyen sind Wucherungen bzw. Geschwülste, die von der Darmschleimhaut in das Innere des Darms hineinragen. Sie können verschiedene Formen annehmen und treten einzeln oder in grösserer Anzahl auf. Streng genommen lässt die Bezeichnung «Darmpolyp» offen, ob es sich um eine gutartige oder bösartige (= Krebs) Veränderung handelt. Im Alltag und auch in diesem Text wird der Begriff aber vor allem für gutartige Veränderungen verwendet. Polypen kommen bei ca. 35% der Bevölkerung vor; selten entstehen sie vor dem 30. Lebensjahr, gehäuft ab dem 60. Lebensjahr.
Verschiedene Arten von Polypen
Darmpolyp ist nicht gleich Darmpolyp. Die Polypen unterscheiden sich z.B. aufgrund ihrer Form (flache Polypen vs. Polypen mit einem Stiel), der Grösse (wenige Millimeter bis einige Centimeter) aber vor allem auch aufgrund ihrer histologischen Eigenschaften (d.h. Eigenschaften des Gewebes unter dem Mikroskop betrachtet).Bei den «klassischen Polypen» handelt es sich meist um sogenannte «Adenome», diese sind für ca. 3/4 aller Dickdarmkrebse verantwortlich. Bei dieser Polypenart besteht ein ca. fünfprozentiges Risiko der Krebsbildung.
In den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen, haben die sogenannten «Sessil Serratierten Läsionen». Diese sind für ca. 20-30% aller Dickarmkrebserkrankungen verantwortlich. Durch ihr oft sehr flaches wachsen, können sie etwas schwierig zu finden sein. Die sogenannt «hyperplastischen Polypen» haben im untersten Darmabschnitt (Enddarm sowie das sogenannte Sigma) kein relevantes Krebsrisiko, sollten an höher gelegener Stelle aber ebenfalls entfernt werden. Eine Sondergruppe sind die hamartomatösen Polypen. Diese sind selten und kommen vor allem bei Personen mit seltenen genetischen Syndromen (z.B. Peutz-Jeghers-Syndrom) vor.
Symptome
Darmpolypen machen in der Regel keine Symptome und werden häufig im Rahmen einer gezielten Vorsorgeuntersuchung (Dickdarmspiegelung) oder einer Dickdarmspiegelung, welche man zur Abklärung von Beschwerden, wie z.B. chronischer Durchfall durchführt, gefunden. Wenn die Polypen grösser werden, kann es manchmal zu Blut- oder Schleimauflagerungen im Stuhl kommen. Ein weiteres Symptom sind Stuhlveränderungen wie eine neu aufgetretene Verstopfung oder Durchfall. Schmerzen sind ein sehr seltenes Symptom von Polypen. Für die oben erwähnten Symptome gibt es natürlich noch eine Vielzahl anderer Ursachen, so dass diese Beschwerden nicht spezifisch für Darmpolypen sind.
Entstehung und Ursachen von Darmpolypen
Grundsätzlich entstehen Darmpolypen (insbesondere die sogenannten Adenome) durch Mutationen in bestimmten Genen. Ein wichtiges Beispiel ist die Inaktivierung des APC-Tumorsuppressor-Gens. Neben genetischen Faktoren spielt aber auch der Lebensstil und die Ernährung eine Rolle.
Beeinflussbare Risikofaktoren
Rauchen ist einer der am besten dokumentierten Risikofaktoren für die Entstehung von Darmpolypen. Bekannt ist auch, dass Übergewicht und vor allem körperliche Inaktivität die Entstehung von Darmpolypen und somit auch den Dickdarmkrebs begünstigen. Etwas umstrittener aber wahrscheinlich auch einen negativen Einfluss hat ein übermässiger Alkoholkonsum sowie ein hoher Konsum von rotem Fleisch.
In Westeuropa und den USA leiden im Vergleich zu anderen Teilen der Welt besonders viele Menschen an Darmpolypen. Offenbar besteht ein Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Darmpolypen und der Zusammensetzung der Ernährung. Es wird daher angenommen, dass: Ein hoher Fettgehalt und ein geringer Anteil an Ballaststoffen in der Nahrung eine Bedeutung für die Polypenbildung haben.
Nicht beeinflussbare Risikofaktoren
Eine erbliche (genetische) Veranlagung spielt ebenfalls eine Rolle. Personen, welche erstgradige Verwandte haben, bei welchen bereits in jüngeren Jahren Polypen oder Dickarmkrebs festgestellt wurden, haben ein deutlich erhöhtes Risiko selber Dickdarmpolypen zu haben. Weiter scheinen Männer etwas häufiger betroffen zu sein als Frauen und schliesslich steigt das Risiko für Darmpolypen auch mit dem Alter an.
Vorbeugend wird empfohlen, eine fettarme Ernährung mit einem hohen Anteil an Ballaststoffen zu sich zu nehmen. Ausserdem sollte auf Rauchen und übermässigen Alkoholgenuss verzichtet werden.
Kontakt
Hauptstandort Kantonsspital St.Gallen Rorschacher Strasse 95 9007 St.Gallen
Diagnostiken
Für die definitive Diagnose von Darmpolypen ist eine Dickdarmspiegelung nötig, bei welcher man die Polypen gleich entfernen oder zumindest eine Probe davon entnommen werden kann. Das entnommene Gewebe wird anschliessend von den Kolleginnen und Kollegen der Pathologie untersucht und die genaue Diagnose gestellt. Alternative Methoden sind eine Testung des Stuhls auf das Vorhandensein von Blut, dies ist in der Regel bei bereits fortgeschrittenen Darmpolypen oder Darmkrebs vorhanden. Kleinere Polypen werden damit in der Regel nicht gefunden. Eine weitere Alternative ist die sogenannte virtuelle CT-Kolographie.
Behandlungen
Da Darmpolypen ein Risiko in sich tragen zum Dickdarmkrebs zu entarten, sollten sie entfernt werden. Die Art der Therapie hängt unter anderem von der Grösse und der Lokalisation ab. In mehr als 90% der Fälle wird dabei eine Polypektomie durchgeführt.
Häufige Fragen
Bei wem sollte nach Darmpolypen gesucht werden?
Grundsätzlich wird Personen ab dem 50. Lebensjahr eine Darmkrebsvorsorge empfohlen. Dies kann entweder mit einer Dickdarmspiegelung (Koloskopie) oder dem Stuhltest (sog. FIT) gemacht werden. Wenn Sie enge Familienangehörige wie Geschwister oder Eltern haben, bei welchen Darmkrebs oder Polypen vor dem 60. Lebensjahr festgestellt wurde, ist es sinnvoll sich frühzeitig untersuchen zu lassen. Lassen Sie sich in diesem Falle von Ihrem Hausarzt beraten oder nehmen Sie Kontakt mit der Klinik für Gastroenterologie & Hepatologie auf.
Mein Hausarzt hat mich für eine Darmspiegelung zur Suche von Polypen angemeldet. Was muss ich beachten?
Bei der Darmspiegelung handelt es sich in den allermeisten Fällen um eine ambulante Untersuchung. Bitte lesen Sie die Unterlagen frühzeitig (d.h. mindestens 1 Woche vor dem Termin) gut durch. Manchmal ist es nötig, dass gewisse Medikamente einige Tage vor der Untersuchung abgesetzt werden müssen (z.B. Medikamente zur Blutverdünnung) – dies wird im Schreiben erwähnt. Damit die Polypen möglichst gut gefunden werden können, muss der Darm vollständig entleert und sauber sein. Neben dem Trinken des entsprechenden Abführmittels am Tag vor der Untersuchung und am Untersuchungstag selber, muss die Ernährung in den Tagen zuvor ebenfalls angepasst werden.
Für die Dickdarmspiegelung werden in der Regel Schlafmittel verabreicht, manchmal zusätzlich auch Schmerzmittel. Sie dürfen danach deshalb am Untersuchungstag nicht mehr aktiv am Strassenverkehr teilnehmen.
Bei mir wurden Darmpolypen festgestellt – was muss ich tun?
Nach der Entfernung von Darmpolypen empfiehlt man in der Regel eine Kontrolle. Wie rasch diese stattfinden sollte hängt von der Anzahl, der Art und der Grösse der Polypen ab. Bei gutartigen kleineren und wenigen (< 5) Polypen ist eine Kontrolle 10 Jahre später ausreichend. Bei grösseren oder sehr vielen Polypen empfiehlt man in der Regel eine Kontrolle bereits nach 3 Jahren.
Ich habe starke Schmerzen und/oder Fieber nach einer Darmspiegelung mit Entfernung von Polypen. Was muss ich tun?
Bitte setzen Sie sich umgehend mit ihren behandelnden Ärzten oder der nächsten Notfallstation in Verbindung.
Ich bemerke Blut im Stuhl nach einer Darmspiegelung mit Entfernung von Polypen. Was muss ich tun?
Bei lediglich wenig Blut können Sie die Situation beobachten. Wenn viel Blut abgeht, die Blutungen anhalten oder es zu Symptomen wie z.B. Schwindel kommt, setzen Sie sich bitte umgehend mit ihren behandelnden Ärzten oder der nächstgelegenen Notfallstation in Verbindung.