Erkrankungen der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) —
Die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) ist ein zentrales Schaltorgan in unserem Hormonsystem. Es regelt die Funktion verschiedener Hormonorgane (z.B. Schilddrüse, Nebennieren, Hoden beim Mann, Eierstöcke bei der Frau, Milchproduktion der Brust während der Stillzeit). Ausserdem produziert die Hirnanhangsdrüse Wachstumshormone sowie ein Hormon, das mithilft unseren Salz- und Wasserhaushalt zu regulieren.
Symptome
Krankheiten an der Hirnanhangsdrüse können einerseits mit einer Überproduktion von Hormonen (z.B. Überproduktion von Wachstumshormonen, des Stresshormons Cortisol oder dem für die Milchproduktion wichtigen Prolactin) einhergehen. Andererseits kann es zu Ausfällen verschiedener Hormonsysteme kommen. Da die Hirnanhangsdrüse direkt unterhalb der Sehnervenkreuzung liegt, können auch Sehstörungen auftreten (v.a. Gesichtsfeldausfälle).
Entstehung und Ursachen einer Erkrankung der Hirnanhangsdrüse
Krankheiten an der Hypophyse können durch gutartige Tumore (z.B. Hypophysenadenome mit/ohne Hormonproduktion, Zysten), Entzündungen verschiedener Ursache, angeborene Fehlbildungen und selten auch durch Ableger von bösartigen Tumoren (Metastasen) entstehen.
Diagnostiken
Erkrankungen der Hirnanhangsdrüse werden entweder anhand typischer Symptome wie Hormonstörungen oder Sehstörungen erkannt oder im Rahmen einer MRT- oder CT-Untersuchung des Kopfes. Zur genauen Abklärung gehören eine detaillierte Erhebung der Symptome, eine körperliche Untersuchung sowie Bluttests zur Bestimmung der Hormonfunktion (meist morgens als Nüchtern-Blutentnahme, teils ergänzt durch spezielle Funktionstests). Je nach Befund können weitere Untersuchungen wie Gesichtsfeldtests durch den Augenarzt, spezielle bildgebende Verfahren oder in seltenen Fällen genetische Tests - wenn der Verdacht auf eine erbliche Krankheit vorliegt - erforderlich sein.
Bestimmung Hormonwerte
Basis der Diagnostik ist die Bestimmung der Hormonwerte im Blut. Bei nicht eindeutigen Befunden ist oft noch ein Funktionstest notwendig. Dabei werden die Hormone nach Hemmung oder Stimulation gemessen. Für eine Hormonuntersuchung im Urin muss dieser oft über 24 Stunden gesammelt werden. Manchmal kann zusätzlich eine Blutentnahme direkt aus den Nebennierenvenen notwendig sein. Dafür wird in lokaler Betäubung ein Katheter über die Leiste gelegt.
Computertomographie CT
Die Computertomographie (CT) erzeugt mit Hilfe von Röntgenstrahlen Querschnittsbilder des menschlichen Körpers. Dabei werden je nach Bedarf in sehr kurzer Zeit (Sekunden) grosse Körperabschnitte wie Kopf, Brust-, Bauchraum, Becken und Extremitäten in hoher Qualität abgebildet. Als schnelles und jederzeit verfügbares Schnittbildverfahren kann sie ein breites Spektrum von Fragestellungen beantworten.
Magnetresonanztomographie MRT
Die Magnetresonanztomographie MRT, oft auch MRI genannt, ist eine äusserst wertvolle, schmerzlose Untersuchung, die es den Radiologen und Radiologinnen erlaubt, Bilder von Ihrem Körperinnern zu erzeugen, die mit anderen bildgebenden Methoden nicht dargestellt werden können. Mit Hilfe eines starken, dauernd vorhandenen Magnetfeldes wird die Verteilung und Menge von Wasserstoffatomen im Körper gemessen und mittels eines leistungsstarken Computers Bilder berechnet. Während der Untersuchung wird in aller Regel eine Serie von Querschnittsbildern mit unterschiedlichem Bildkontrast aufgenommen.
Behandlungen
Je nach Art der Erkrankung sind verschiedene Behandlungsmethoden möglich. Liegen Ausfälle von Hormonsystemen vor, müssen diese Hormone in der Regel medikamentös ersetzt werden. Die Behandlung von Tumoren im Hypophysenbereich erfolgt immer interdisziplinär. Die Klinik für Neurochirurgie arbeitet dazu eng mit den Fachrichtungen der Klinik für Endokrinologie, der Klinik für Radio-Onkologie und der Hals-Nasen-Ohrenklinik zusammen: Wenn ein Tumor der Hirnanhangsdrüse zu viel eines Hormons produziert, kommen medikamentöse Therapien und/oder eine Operation in Frage. Sollte sich der Tumor medikamentös behandeln lassen, erfolgt dies durch die Klinik für Endokrinologie. Eine allfällige Operation wird gemeinsam mit der Hals-Nasen-Ohrenklinik durchgeführt. Auch die Bestrahlung ist je nach genauer Art des Tumors (Grösse, Hormonproduktion ja/nein) allenfalls notwendig.