Kompressionssyndrome

Kompressionssyndrome der Nerven sind Erkrankungen, bei denen Nerven wegen eines Engpasses zeitweilig oder permanent gedrückt werden. Insbesondere im Handgelenk sind diese vor allem im späteren Erwachsenenalter häufig.

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    Beschreibung

    Was sind Kompressionssyndrome?

    Bei den Kompressionssyndromen der nerven kommt es durch eine Einengung zu einem Druck auf die Nerven. Dadurch wird die Durchblutung der Nerven und deren Funktion gestört. Anfangs sind diese Störungen meist nur flüchtig. Bei stärkerer oder länger anhaltender Kompression kann es aber zu anhaltenden Beschwerden und dann auch zu einem schweren Nervenschaden kommen, der sich nicht oder nicht mehr vollständig erholen kann.

    Arten von Kompressionssyndromen

    Karpaltunnel- und Kubitaltunnel-Syndrom

    Die häufigsten Engpass-Syndrome betreffen den Medianus-Nerv am Handgelenk (Karpaltunnelsyndrom) und den Ulnaris-Nerv am Ellbogen (Kubitaltunnelsyndrom). Auch der Wadenbeinnerv am Knie kann betroffen sein, und gelegentlich wird der Oberschenkel-Nerv im Bereich des Leistenbandes komprimiert.

    Tarsaltunnel- und Thoracic-Outlet-Syndrom

    Es existieren auch seit Jahren Beschreibungen von Kompressionssyndromen an anderen Stellen an Armen und Beinen, welche jedoch eher anekdotisch sind und wohl viel zu häufig vermutet oder diagnostiziert werden (z.B. das sogenannte Tarsaltunnel-Syndrom oder das sogenannte Thoracic outlet-Syndrom): Dieses birgt die Gefahr unnötiger Operationen und in der Folge auch unnötiger Komplikationen. Deswegen ist eine sorgfältige Untersuchung ratsam.

    Popliteal-Arterien-Kompressionssyndrom

    Eine Sonderform stellt die Kompression der Arterien des Unterschenkels dar (poplietal artery compession syndrome). Dabei sind primär die Blutgefässe komprimiert und nicht die Nerven. Diese betrifft meist junge, sportliche Menschen, bei denen die Muskelanspannung bei sportlicher Aktivität die Arterien unterhalb der Kniekehle zusammenpresst und Beschwerden verursacht. Diese Symptome sind mit diesen einer peripheren arteriellen Verschluss-Krankheit nahezu identisch. Typischerweise findet sich jedoch in Ruhe keine Arteriosklerose in den Gefässuntersuchungen. Die Erkrankung ist entsprechend schwierig zu diagnostizieren und wird typischerweise lange Zeit nicht erkannt oder mit einem sogenannten Logensyndrom verwechselt, bei welchem erhöhte Drücke durch Anschwellung des Muskels nach sportlicher Belastung die Ursache sind.

    Degenerative oder entzündliche Nervenerkrankungen können ähnliche Symptome wie Engpass-Syndrome hervorrufen und zu Fehlbehandlungen führen. Auch Kompressionssyndrome der Nervenwurzeln, wie bei Bandscheibenvorfällen, oder des Rückenmarks können vergleichbare Beschwerden verursachen.

    Symptome

    Typische Symptome sind Taubheit, Kribbeln, Schmerzen und/oder auch Schwäche. Je nach Ausprägung der Nervenverengung können die Symptome sehr leicht sein (z.B. nur ab und zu auftreten) oder auch relativ rasch zu Lähmungen und permanenter Taubheit führen. Eine plötzliche Engstelle führt entsprechend schnell zu stärkeren Symptomen, was meist ein rasches Handeln erforderlich macht. Manchmal finden sich noch Veränderungen wie Rötungen oder verändertes Schwitzen an der Haut. In schweren Fällen mit Lähmungen und einem stärkeren Nervenschaden kann ein Muskelschwund hinzukommen. Zudem können auch permanente Nervenschmerzen auftreten.

    Entstehung und Ursachen von Kompressionssyndromen der Nerven

    Die Entstehung von Kompressionssyndrome der Nerven kann auf unterschiedliche Weise erfolgen. Bei den typischen Engpässen ist der Platz für den Nerv bereits anatomisch eher knapp. Komme es durch Veränderungen im umgebenden Gewebe, wie beispielsweise bei Arthrose, nach Knochenbrüchen oder bei Entzündungen, zu einer zusätzlichen Einengung, kommt es zu Symptomen. Auch können andere Strukturen wie Sehnen oder ein Ganglion einer Gelenkkapsel den verfügbaren Platz zusätzlich einengen. Sehr selten finden sich (meist gutartige) Geschwulste, Einblutungen oder Gefässmissbildungen sowie zusätzliche Muskelstränge, welche auf den Nerv drücken.

    Ein weiterer Grund sind längere Druckeinwirkungen von aussen. Dieses kann beispielsweise durch das Abstützen auf den Ellbogen am Schreibtisch, das Sitzen im Schneidersitz oder durch enge Gürtel ausgelöst werden oder aber im Schlaf (insbesondere nach Schlafmittel oder Alkohol) durch die Lagerung von Armen oder Beinen. Auch gewisse Körperpositionen können, eher durch Überstreckung bei z.B. Schlafen mit den Armen über dem Kopf, die Nerven unter Zug (anstatt unter Druck) setzen.

    Ein starker Gewichtsverlust kann die Empfänglichkeit für Kompressionssxndrome erhöhen, da dann die polsternde Fettschicht der Haut dünner wird und Druck von aussen wenige abgefedert wird. Auch einige internistische Erkrankungen können das Risiko für Kompressionssyndrome erhöhen (z.B. eine Schilddrüsen-Unterfunktion oder Stoffwechsel-Störungen). Auch eine Schwangerschaft kann durch die Flüssigkeitseinlagerung im Körper während der Schwangerschaft Symptome eines Karpaltunnel-Syndroms auslösen. Diese Frauen haben dann ein erhöhtes Risiko, im späteren Leben ein Karpaltunnel-Syndrom zu entwickeln.

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    Diagnostiken

    Diagnostiken

    Die Krankheitsgeschichte und Schilderung der Symptome der Patientinnen und Patienten und die verschiedenen Untersuchungen geben wichtige Aufschlüsse über die Ursache und darüber, welche Nerven betroffen sind, beziehungsweise wo die Kompression genau auftritt. In der Regel kann durch eine klinische und auch neurophysiologische Untersuchung ausgemacht werden, an welcher Stelle eine Kompression vorliegt. Ergänzend kann in manchen Fällen für die Diagnose auch eine Ultraschalluntersuchung oder sogar eine kernspintomografische Untersuchung nötig sein.

    Magnetresonanztomographie MRT

    Die Magnetresonanztomographie MRT, oft auch MRI genannt, ist eine äusserst wertvolle, schmerzlose Untersuchung, die es den Radiologen und Radiologinnen erlaubt, Bilder von Ihrem Körperinnern zu erzeugen, die mit anderen bildgebenden Methoden nicht dargestellt werden können. Mit Hilfe eines starken, dauernd vorhandenen Magnetfeldes wird die Verteilung und Menge von Wasserstoffatomen im Körper gemessen und mittels eines leistungsstarken Computers Bilder berechnet. Während der Untersuchung wird in aller Regel eine Serie von Querschnittsbildern mit unterschiedlichem Bildkontrast aufgenommen.

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    Elektrophysiologische Untersuchung

    Eine elektrophysiologische Untersuchung ist ein diagnostisches Verfahren, das die elektrische Aktivität im Körper misst und analysiert, insbesondere in den Nerven und im Herzen. Sie wird häufig eingesetzt, um Unregelmässigkeiten in der elektrischen Erregungsleitung zu identifizieren und die genaue Ursache von Symptomen wie Herzrhythmusstörungen, Krampfanfällen oder Nervenleiden zu finden.

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    Nervenultraschall

    Die hochfrequente dynamische Nervenultraschall-Untersuchung eignet sich, um die Eingrenzung einer Schädigung des peripheren Nervensystems zu diagnostizieren. Sie wird in Ergänzung zur klinischen Untersuchung und elektrophysiologischen Diagnostik angewendet.

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    Messung der Nervenleitgeschwindigkeit (ENG)

    Mit dieser Untersuchung können Nervenschädigungen im Bereich des sogenannten peripheren Nervenverlaufes aufgedeckt werden. Der periphere Nervenverlauf entspricht beispielsweise dem Nervenverlauf im gesamten Bein oder Arm.

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    Muskel-Funktionsanalyse (EMG)

    Diese Untersuchung erfolgt zur Funktionsanalyse eines Muskels. Dabei wird unterschieden, ob es sich bei einer Muskelfunktionsstörung um eine Schädigung des Muskels oder eine Schädigung der Nerven handelt.

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    Behandlungen

    Behandlungen

    Je nach Ausprägung sind konservative oder auch chirurgische Therapieansätze notwendig. Grundsätzlich kann bei der Behandlung von Nervenkompressionssyndromen zwischen konservativen Therapieansätze und chirurgischen Therapieansätze unterschieden werden. Wenn immer möglich sind wir im Muskelzentrum bestrebt, die Krankheit durch konservative Therapien zu bekämpfen. Zum Beispiel können Beschwerden durch gezielte Physiotherapie-Einheiten gelindert werden oder aber durch Polsterungen, Lagerungen und Schienen. Falls doch chirurgische Eingriffe notwendig sind, werden Patientinnen und Patienten ausführlich über die Ursache, die Erfolgsaussichten und die möglichen Komplikationen aufgeklärt. Nur in selteneren Fällen ist ein rasches chirurgisches Eingreifen notwendig. Bei dem Poplietal-Arterien-Kompressionssyndrom kommen Botulinumtoxinbehandlungen in Frage oder chirurgische Massnahmen.

    Häufige Fragen

    Häufige Fragen

    Kann ein Kompressionssyndrom geheilt werden?

    Eine vollständige Heilung hängt von der Ursache ab. In vielen Fällen kann das Fortschreiten gestoppt oder verlangsamt und die Symptome gemildert werden, besonders wenn die Ursache behandelbar ist. Die Behandlung des häufigsten Kompressionssyndroms, dem Karpaltunnel-Syndrom, hat eine ausgezeichnete Prognose, sofern dieses nicht zu spät behandelt wird.

    Ist ein Kompressionssyndrom gefährlich?

    Ein Kompressionssyndrom kann sehr einschränkend werden, wenn es unbehandelt bleibt und die Nerven stark geschädigt werden. Dann kann es zu dauerhaftem Funktionsverlusten, Behinderungen im Alltag, gestörtem Schlaf und chronischen, sehr unangenehmen Nervenschmerzen führen.

    Kann ein Kompressionssyndrom verhindert werden?

    Das Abstellen des flachen Ellbogens auf eine harte Unterlage sowie eine schwere Belastungen des Handgelenks, beispielsweise das wiederholte Festschlagen mit dem Handballen bei handwerklichen Berufen (Fenstermonteur) sollte vermieden werden. Auch das Sitzen im Schneidersitz oder kniende Tätigkeiten (Fliesenleger) sollten möglichst vermieden werden. Dies gilt insbesondere dann, wenn zunehmend erste Symptome auftreten.

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