Lebertumore —
Die Leber ist ein zentrales Organ im menschlichen Körper, das für zahlreiche lebenswichtige Funktionen zuständig ist, darunter die Produktion von Eiweissen, die Verarbeitung von Nahrungsbestandteilen und die Gallenproduktion. Verschiedene gut- und bösartige Veränderungen können die Leber betreffen. Bei vielen dieser Erkrankungen ist eine chirurgische Behandlung notwendig. Im Folgenden erklären wir die häufigsten Krankheitsbilder und die entsprechenden Behandlungsmöglichkeiten.
Gutartige Lebertumore
Gutartige Lebertumore stellen häufig keine unmittelbare Gefahr dar und verursachen in den meisten Fällen keine Symptome. Eine Behandlung ist nur erforderlich, wenn der Tumor wächst oder Beschwerden verursacht. Zu den häufigsten gutartigen Lebertumoren gehören:
Hämangiome: Diese gutartigen Tumore bestehen aus erweiterten Blutgefässen.
Fokal noduläre Hyperplasien: Eine gutartige Veränderung, die oft keine Symptome zeigt.
Leberadenome: Gutartige Tumore, die im Verlauf wachsen können.
Leberzysten: Flüssigkeitsgefüllte Hohlräume in der Leber.
In einigen Fällen können auch parasitäre Erkrankungen, wie zum Beispiel die durch Fuchs- oder Hundebandwürmer verursachte Echinokokkose, eine chirurgische Behandlung erfordern. Je nach Grösse und Lage des Tumors kann der chirurgische Eingriff oft schonend durch laparoskopische Verfahren (Schlüssellochchirurgie) erfolgen, was mit weniger Schmerzen und einer schnelleren Genesung verbunden ist.
Bösartige Lebertumore
Bösartige Lebertumore sind gefährlicher und erfordern eine intensivere Behandlung. Zu den häufigsten Formen zählen Lebermetastasen und Leberzellkrebs (Hepatozelluläres Karzinom, HCC).
Lebermetastasen
Lebermetastasen entstehen häufig bei fortgeschrittenen Krebserkrankungen, wie zum Beispiel bei Darmkrebs. Sie entwickeln sich in der Regel in einer ansonsten gesunden Leber, die sich sehr gut regenerieren kann. Dank dieser Regenerationsfähigkeit können bei einer chirurgischen Behandlung bis zu 75 % des Lebergewebes entfernt werden. In einigen Fällen führt die chirurgische Entfernung zu guten Behandlungserfolgen, insbesondere bei Metastasen von Dickdarm- oder Enddarmkrebs. Häufig wird eine kombinierte Therapie aus chirurgischem Eingriff und Chemotherapie angewendet.
Leberzellkrebs (Hepatozelluläres Karzinom, HCC)
Das hepatozelluläre Karzinom ist besonders in asiatischen Ländern weit verbreitet. Es entsteht häufig auf Grundlage einer chronischen Lebererkrankung, wie einer Hepatitis oder einer Alkoholzirrhose. Da der Tumor oft in bereits vorgeschädigtem Lebergewebe wächst, ist die chirurgische Entfernung in vielen Fällen nur in Form einer Leber-Teilentfernung möglich. In ausgewählten Fällen kann eine vollständige Entfernung des Tumors durch die Leberoperation erfolgen. Oft sind jedoch auch alternative Behandlungsmethoden wie Tumorablation, TACE (transarterielle Chemoembolisation) oder eine medikamentöse Therapie notwendig. In schweren Fällen kann auch eine Lebertransplantation in Betracht gezogen werden.
Gallengangskarzinom (Cholangiozelluläres Karzinom)
Das Gallengangskarzinom betrifft die Gallenwege und ist oft schwierig zu diagnostizieren, da es in frühen Stadien kaum Symptome verursacht. Wenn der Tumor jedoch frühzeitig erkannt wird, kann er durch eine ausgedehnte Leber-Teilentfernung (Resektion) oft geheilt werden. In fortgeschrittenen Stadien ist die chirurgische Entfernung des Tumors jedoch meist nicht mehr möglich, und es werden alternative Behandlungsmethoden angewendet.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit und Behandlungserfolge
Die Behandlung von Lebertumoren erfordert eine präzise Diagnose und eine enge Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Fachrichtungen. Am HOCH Health Ostschweiz arbeiten Chirurginnen und Chirurgen, Onkologinnen und Onkologen sowie Radiologinnen und Radiologen eng zusammen, um für jede Patientin und jeden Patienten die bestmögliche Behandlungsstrategie zu entwickeln. In sogenannten Tumorboards besprechen die Expertinnen und Experten jeden Fall individuell und stimmen die Therapie- und Nachsorgepläne ab.
Kontakt
Hauptstandort Kantonsspital St.Gallen Rorschacher Strasse 95 9007 St.Gallen
Diagnostiken
Folgende Methoden können zur Diagnosestellung zum Einsatz kommen.
Leberfunktionstest (LiMAx-Test)
Zur exakten Beurteilung der Leberfunktion wendet die Klinik für Chirurgie bei HOCH Health Ostschweiz den LiMAx-Test an. Die Patientinnen und Patienten erhalten die Substanz Methacetin gespritzt – ein harmloses Molekül, das von der Leber schnell zu Paracetamol und Kohlendioxid (CO2) abgebaut wird. Die ausgeatmete Luft wird über eine Maske gesammelt und in einem Gerät analysiert. Mit Hilfe eines Infrarot-Lasers kann die Konzentration des ausgeatmeten CO2 genau gemessen und dadurch eingeschätzt werden, wie leistungsstark die Leber noch ist. Bei HOCH Health Ostschweiz wird der LiMAx-Test in Kombination mit einer CT-gestützten Lebervolumetrie vor jeder grossen Leberresektion durchgeführt. Auch bei Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion wird diese routinemässig eingesetzt. Die LiMAx-Messung kann bei jedem Patienten durchgeführt werden. Sie ermöglicht eine optimale Operationsplanung und dient zur Risikominimierung.
Ultraschall (Sonographie)
Ultraschall, oder auch Sonographie genannt, ist die Anwendung von Ultraschallwellen (vergleichbar der Schallwellen in Sprache oder Musik) als bildgebendes Verfahren unter anderem zur Untersuchung von organischem Gewebe in der Medizin.
Computertomographie CT
Die Computertomographie (CT) erzeugt mit Hilfe von Röntgenstrahlen Querschnittsbilder des menschlichen Körpers. Dabei werden je nach Bedarf in sehr kurzer Zeit (Sekunden) grosse Körperabschnitte wie Kopf, Brust-, Bauchraum, Becken und Extremitäten in hoher Qualität abgebildet. Als schnelles und jederzeit verfügbares Schnittbildverfahren kann sie ein breites Spektrum von Fragestellungen beantworten.
Magnetresonanztomographie MRT
Die Magnetresonanztomographie MRT, oft auch MRI genannt, ist eine äusserst wertvolle, schmerzlose Untersuchung, die es den Radiologen und Radiologinnen erlaubt, Bilder von Ihrem Körperinnern zu erzeugen, die mit anderen bildgebenden Methoden nicht dargestellt werden können. Mit Hilfe eines starken, dauernd vorhandenen Magnetfeldes wird die Verteilung und Menge von Wasserstoffatomen im Körper gemessen und mittels eines leistungsstarken Computers Bilder berechnet. Während der Untersuchung wird in aller Regel eine Serie von Querschnittsbildern mit unterschiedlichem Bildkontrast aufgenommen.
Blutuntersuchung bei Leberläsionen
Laborchemische Untersuchungen dienen vor allem zur Einschätzung der Leberfunktion. Spezifische Marker existieren bislang nur für das hepatozelluläre Karzinom (AFP) oder das Cholangiozelluläre Karzinom (CA 19-9).
Behandlungen
Wichtigste Voraussetzungen für eine erfolgreiche Behandlung sind eine gute Abklärung der Tumorart und des Tumorstadiums. Zur Besprechung der optimalen Behandlung von Patientinnen und Patienten mit bösartigen Tumoren kommen hingegen Spezialistinnen und Spezialisten aus verschiedenen Fachrichtungen an den sogenannten Tumorboards zusammen und beraten die beste Behandlungsoption für jeden Patienten einzeln. Die Bündelung dieses Spezialwissens und der direkte Diskurs in diesen Gremien erlaubt eine effiziente Abstimmung und Planung komplexer Abklärungs-, Therapie- und Nachsorgekonzepte. Auch wenn die Erkrankung auf die Leber beschränkt ist, besteht die einzige Möglichkeit zur Heilung von Leberzellkarzinomen oder Lebermetastasen in einer chirurgischen Entfernung oder der lokalen Tumorzerstörung zum Beispiel durch Hitze. In manchen Fällen kann auch eine Lebertransplantation sinnvoll sein.
Häufige Fragen
Was kann man machen, wenn ein bösartiger Tumor weder operiert noch lokal therapiert werden kann?
Ist die Tumorerkrankung soweit fortgeschritten, dass eine Chirurgie oder Lokaltherapie nicht mehr möglich ist, gibt es medikamentöse systemische Therapieoptionen. Auf unserer Tagesstation werden Immuntherapien für das hepatozelluläre Karzinom durch die Hepatologen verabreicht.