Nagelerkrankungen (Onychodystrophien) —
Nagelveränderungen treten als isolierte Erkrankungen des Nagels auf oder können Anzeichen von inneren Erkrankungen sein. Wir besprechen mit Ihnen das Vorgehen und die Untersuchungen unter diesem Aspekt.
Obwohl die Nägel nicht einmal ein Prozent der Körperoberfläche belegen, sind Nagelerkrankungen oft mit einem grossen Leidensdruck verbunden, weil die Hände und Füsse eine grosse soziale Bedeutung im Kontakt mit anderen Menschen besitzen. Je nach Erkrankungstyp können auch Schmerzen und eine Beeinträchtigung der Arbeitsfähigkeit damit verbunden sein.
Nagelerkrankungen werden unterteilt in Erkrankungen der Nagelmatrix (Nagelproduktionsstätte), der Nagelplatte (dem eigentlichen Nagel) und des darunterliegenden Nagelbettes (das Gewebe unter dem Nagel). Alle drei Bereiche können gestört sein, was zu unterschiedlichen Symptomen führt.
Nicht selten sind mit Nagelveränderungen auch andere verhornende Hautbereiche gestört, seien dies die Haare (wie bei Alopezia areata) oder die Haut im generellen (atopische Dermatitis (Neurodermitis) oder Psoriasis (Schuppenflechte)). Darüber hinaus können auch Medikamentennebenwirkungen (z.B. nach Chemotherapien ) oder inneren Erkrankungen wie Leber- und Nierenerkrankungen zu Nagelveränderungen führen. Wir untersuchen die Nägel auf mögliche Infektionen wie Nagelpilz, bakterielle Infektionen oder Hautkrebs unter dem Nagel. Patientinnen und Patienten sind daher angehalten ohne Nagellack oder Gelnägel zur Konsultation zu erscheinen.
Diagnostik
Die Diagnostik der Nagelerkrankungen kann nicht-invasiv und invasiv erfolgen, je nach Fragestellung. Eine Nagelinfektion kann in der Regel nicht-invasiv mittels Nagelclippings, Kratzpräparaten oder mit Abstrichen erfolgen. Der Verdacht auf einen Tumor unter dem Nagel muss in der Regel mit einer Gewebeprobe (invasiv) in lokaler Betäubung bestätigt oder ausgeschlossen werden. Auch bildgebende Untersuchungen dienen der Diagnostik von Nagelerkrankungen. Röntgenaufnahmen oder CTs von Fingern oder Zehen können insbesondere Knochenvorsprünge, die zu einer Nagelverformung führen, finden. Mittels MRI kann eine hochauflösende Darstellung der Weichteilgewebe erfolgen.
Behandlungen
Häufige Fragen
Welche Symptome sind typisch für verschiedene Nagelerkrankungen?
Nagelerkrankungen können eine Vielzahl von Symptomen aufweisen, die von der jeweiligen Erkrankung abhängen. Hier finden Sie einige häufige Nagelerkrankungen und ihre typischen Symptome:
Nagelpilz (Onychomykose): Tritt meist nach einem (bewussten oder unbewussten) Trauma wie beispielsweise beim Wandern auf, da sich die Nagelplatte dabei lockert. In der Folge können Pilze eindringen und sich durch die Nagelplatte «fressen». Die Nägel können sich dann verfärben (z.B. gelblich, bräunlich), verdicken und können brüchig oder spröde werden.
Nagelpsoriasis: Bei dieser Erkrankung treten unter anderem kleine, porenartige Vertiefungen auf der Nageloberfläche, Verdickungen des Nagels oder Ablösungen des Nagels vom Nagelbett auf. Eine Schuppenflechte der Haut oder der Gelenke kann hinzukommen, muss aber nicht.
Nägel bei Alopecia areata: Jeder fünfte Patient mit kreisrundem Haarausfall (Alopecia areata) leidet unter einer Nagelbeteiligung, die sich durch geometrisch angeordnete Einkerbungen (Pitting), Längsrillen (Longitudinal Ridging), Raunägel (Trachyonychie) oder weissliche Verfärbungen (Leukonychie) äussert.
Nagelverletzungen: Nagelverletzungen können zu Verfärbungen, Rissen oder Absplitterungen des Nagels führen. Bei schweren Verletzungen kann der Nagel sogar ganz oder teilweise abreissen. Wenn die Nagelmatrix (die Stelle, an der der Nagel gebildet wird) nicht übermässig betroffen ist, bestehen gute Chancen, dass der Nagel normal nachwächst.
Beau-Reil-Linien oder kurz Beau-Linien: Diese waagerechten Rillen oder Grübchen auf den Nägeln können durch schwere Erkrankungen, Medikamente (z.B. bei Chemotherapie) oder Traumata entstehen und zeigen an, dass das Nagelwachstum vorübergehend gestoppt ist.
Kann ich meine Nagelerkrankung auf andere übertragen?
Ja, einige Nagelerkrankungen können ansteckend sein, insbesondere solche, die durch Pilze oder Bakterien verursacht werden:
Nagelpilz (Onychomykose): Sie sind ansteckend und können durch direkten Kontakt mit infizierten Nägeln oder durch gemeinsam benutzte Gegenstände wie Handtücher oder Nagelpflegeutensilien übertragen werden.
Fusspilz (Tinea pedis): Besondere Vorsicht ist geboten, wenn die Haut an den Füssen sehr trocken aussieht. Dahinter kann sich eine Fusspilzinfektion verbergen, die eine Nagelpilzinfektion begünstigt. In diesem Fall sollten Fuss- und Nagelpilz gleichzeitig behandelt werden, da es sonst zu Pingpong-Infektionen kommen kann. Es ist dann auch ratsam, zu Hause nicht barfuss zu laufen, um andere Mitbewohner nicht anzustecken.
Bakterielle Nagelinfektionen: Diese können ebenfalls ansteckend sein und werden durch direkten Kontakt oder über kontaminierte Gegenstände übertragen.
Welche Vorsichtsmassnahmen sollte ich bei der Nagelpflege beachten?
Um Nagelerkrankungen vorzubeugen und deren Ausbreitung zu verhindern, sollten Sie folgende Vorsichtsmassnahmen beachten:
Hygiene: Waschen Sie Ihre Hände regelmässig, aber nicht unnötig, und halten Sie Ihre Fingernägel kurz, sauber und trocken. Benutzen Sie getrennte Nagelpflegegeräte, insbesondere wenn Sie oder andere Personen bereits an einer Nagelerkrankung leiden. Wenn Sie einen veränderten Nagel haben, kann eine Infektion die Ursache sein. Verwenden Sie daher zur Sicherheit für diesen Nagel nur Einwegfeilen oder desinfizieren Sie Ihr Nagelset unmittelbar nach der Verwendung an diesem Nagel gründlich.
Schutz: Tragen Sie beim Besuch öffentlicher Schwimmbäder oder Duschen geeignete Badeschuhe, um das Risiko einer Pilzinfektion zu verringern. Gleichzeitig verringern Sie dadurch das Risiko von Warzen, die durch HPV-Viren verursacht werden können.
Vermeiden Sie Verletzungen: Seien Sie bei der Nagelpflege vorsichtig, um Verletzungen zu vermeiden, die das Infektionsrisiko erhöhen können. Insbesondere das Zurückschieben des Nagelhäutchens (Cuticula) sollte vermieden werden, da dies zu dauerhaften Störungen des Nagelwachstums führen kann.
Professionelle Hilfe: Suchen Sie eine Dermatologin oder einen Dermatologen auf, wenn Sie Anzeichen einer Nagelerkrankung bemerken. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung kann helfen, die Erkrankung unter Kontrolle zu halten und eine mögliche Übertragung zu verhindern. Insbesondere bei Nagelpilz sind die Heilungschancen umso besser, je weniger der Nagel befallen ist.
Umgebungsmassnahmen bei Nagelpilz: Nagelpilz ist leider notorisch hartnäckig. Daher empfiehlt es sich, Vorsichtsmassnahmen zu treffen, um eine Infektion oder - nach erfolgreicher Behandlung - eine Reinfektion zu verhindern. Insbesondere Schuhe und Socken sollten mit einem pilzwirksamen Mittel desinfiziert werden und Socken können zudem (sofern möglich) bei hohen Temperaturen und/oder mit einem Hygienespüler gewaschen werden, um das Infektionsrisiko zu senken.