Nahrungsmittelallergien —
Über 30 Prozent der Bevölkerung glaubt unter einer Nahrungsmittelallergie oder Intoleranz zu leiden. Effektiv sind ca 6-8 Prozent der Erwachsenen und 4 Prozent der Kinder von einer Nahrungsmittelallergie betroffen. Die Klärung ob eine Allergie vorliegt oder nicht, ist entscheidend, denn eine Nahrungsmittelallergie beeinträchtigt die Lebensqualität sehr.
Wenn eine Nahrungsmittelallergie bestätigt wird, muss das entsprechende Nahrungsmittel gemieden werden und jede Mahlzeit, die nicht selbst zubereitet wird, bezüglich des möglichen Vorhandenseins der allergenen Zutat geprüft werden.
Formen und Verursacher der Nahrungsmittelallergie
Wir unterscheiden zwei Formen einer Nahrungsmittelallergie.
Primäre Nahrungsmittelallergie: Die eine Form, auch primäre Nahrungsmittelallergie genannt, wird hauptsächlich im Kindesalter erworben und betrifft vor allem Milch und Hühnereiweiss, daneben auch Nüsse, Erdnüsse, seltener Weizen und Soja. Die Milch- und Hühnereiweissallergie wird häufig bis zum Schulalter wieder verloren, während die übrigen auch im Erwachsenenalter noch vorhanden sind.
Sekundäre Nahrungsmittelallergie: Mit zunehmendem Alter entwickeln Patienten und Patientinnen mit einer Neigung zu Allergien allergische Erkrankungen der Atemwege wie eine Pollen- oder Hausstaubmilbenallergie. Vor allem Birkenpollenallergiker, etwas seltener Beifusspollenallergiker, können eine sekundäre Nahrungsmittelallergie auf pflanzliche Lebensmittel erwerben. Diese basiert auf einer Kreuzreaktion zwischen Allergenen in Pollen und in pflanzlichen Nahrungsmitteln. Das Immunsystem reagiert primär gegen das Pollenallergen und erkennt dann in der Folge irrtümlicherweise das pflanzliche Lebensmittelallergen.
Erwachsene Patientinnen und Patienten sind vor allem gegen Früchte, Gemüse, Nüsse, aber auch Erdnüsse, Samen und etwas seltener Krustentiere oder Fisch allergisch. Da die Diät im Erwachsenenalter aber sehr vielfaltig ist, können Nahrungsmittelallergien gegen sehr viele unterschiedliche Lebensmittel entstehen. Zum Teil zeigen sich allergische Reaktionen gegen Lebensmittel erst dann, wenn zusätzliche Faktoren wie körperliche Anstrengung oder Einnahme von gewissen Medikamenten (z.B. Schmerzmittel) mitspielen. In unserer sorgfältigen Erhebung der Krankengeschichte erfassen wir mögliche Auslöser einer allergischen Reaktion, aber auch verstärkende Mitfaktoren.
Beschwerden einer Nahrungsmittelallergie
Die Beschwerden bei einer Nahrungsmittelallergie entsprechen einer Allergie vom Soforttyp und äussern sich in Juckreiz der Mundschleimhaut, Engegefühl im Rachen, Nesselfieber, Schwellungszustände, Atemnot bis zum Blutdruckabfall und einem allergischen Schock, seltener Übelkeit, Erbrechen und Durchfall.
Patientinnen und Patienten mit einer birkenpollenvermittelten Nahrungsmittelallergie entwickeln in der Regel v.a. Beschwerden an der Mundschleimhaut und im Rachen, selten auch eine leichtere Lippenschwellung und nur in Ausnahmefälle schwerere Reaktionen. Dies liegt daran, dass die verantwortlichen Allergene labil sind und schnell ihre Eigenschaft, Allergien auszulösen, verlieren. Deshalb werden gekochte Lebensmittel bei dieser Form der Nahrungsmittelallergie auch häufig gut toleriert. Ein Apfelallergiker z.B. mit einer birkenpollenvermittelten Allergie entwickelt Beschwerden auf den rohen Apfel, toleriert aber Apfelsaft oder Apfelmus beschwerdefrei.
Andere Nahrungsmittelallergene, vor allem auch wenn sie in der primären Nahrungsmittelallergie involviert sind, sind stabil. Sie verursachen Beschwerden sowohl im rohen wie im gekochten Zustand. Ein Erdnussallergiker oder eine Erdnussallergikerin, bei welchen die Erdnussallergie bereits im Kindesalter entstand, müssen Erdnüsse in jeglicher Form, u.a. auch gekocht oder in Pasten respektive Saucen strikte meiden.
Derma: Nahrungsmittelintoleranzen
Besonderheiten der Nahrungsmittelintoleranz
Während die Nahrungsmittelallergie ein immunologisch vermitteltes Geschehen ist, welches durch Allergie-Antikörper der Klasse IgE vermittelt wird, ist eine Intoleranz keine immunologische Erkrankung. Nahrungsmittelintoleranzen führen in der Regel vor allem zu Beschwerden seitens des Magendarmtraktes. Bei isolierten Symptomen wie Übelkeit, Durchfall und Krämpfen liegt in der Regel keine Nahrungsmittelallergie vor.
Eine häufige Unverträglichkeit ist die Laktoseintoleranz. Bei den Betroffenen mangelt es an dem Enzym Laktase, welches im Darm den Milchzucker in Glukose und Galaktose aufspaltet. Wenn der Milchzucker nicht oder nur teilweise aufgespaltet werden kann, wird er durch Darmbakterien vergoren. Dabei entsteht Gas und zudem wird Wasser in den Darm gezogen. Dies erklärt die Beschwerden der Betroffenen, die mit Blähungen, Krämpfen und teils Durchfall auf laktosehaltige Produkte reagieren. Eine Laktoseintoleranz kann im Rahmen einer Magenspiegelung oder mittels eines Atemtestes nachgewiesen werden.
Besonderheiten der Histaminintoleranz
Eine Histaminintoleranz wird viel zu häufig diagnostiziert und sie liegt – wenn überhaupt – nur bei sehr wenigen Menschen vor. Dabei können stark histaminhaltige Lebensmittel wie lange gelagerter Hartkäse, Wein, oder andere mikrobiell verarbeitete Lebensmittel wie Sauerkraut zu Blähungen, Durchfall oder Krämpfen führen, teils zu rasch vorübergehenden Hautrötungen des Gesichtes oder Decolltés, sehr selten zu weiterführenden Beschwerden. Eine Histaminintoleranz kann nicht durch Laboranalysen bewiesen werden. Bei hohem Verdacht einer Histaminintoleranz aufgrund der Patientengeschichte veranlassen wir eine durch die Ernährungsberatung kontrollierte Auslassdiät. Bei Besserung der Beschwerden unter dieser Diät ist es äusserst wichtig, dass die weggelassenen Nahrungsmittel in der Folge langsam wieder in die Ernährung eingeführt werden, um so zu erfahren, welche Mengen dieser Lebensmittel toleriert werden.
Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit mit dem ärztlichen Team der Gastroenterologie sowie eine umfassende Ernährungsberatung durch unser spezialisiertes Team ist von zentraler Bedeutung in der Abklärung und Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten.
Diagnostiken
Bei Patientinnen und Patienten mit einer Nahrungsmittelallergie wird als erstes eine detaillierte Befragung durchgeführt. Damit werden mögliche Auslöser einer allergischen Reaktion und mitverantwortliche zusätzliche Faktoren erfasst. Auch Blut- und Hauttestungen können zum Einsatz kommen. Bei einer unklaren Situation ist der sogenannte Provokationstest notwendig.
Behandlungen
Wenn eine Nahrungsmittelallergie bestätigt wird, muss das entsprechende Nahrungsmittel gemieden werden und jede Mahlzeit, die nicht selbst zubereitet wird, bezüglich des möglichen Vorhandenseins der allergenen Zutat geprüft werden. Für den Notfall kommen zudem Notfallmedikamente zum Einsatz.