Nebenschilddrüsenerkrankung (Primärer Hyperparathyreoidismus) —
Erkrankungen der Nebenschilddrüsen sind weniger bekannt als Schilddrüsenerkrankungen, kommen jedoch besonders bei älteren Menschen häufiger vor als angenommen. Wenn die Nebenschilddrüsen zu viel Parathormon produzieren, führt dies zu einem Ungleichgewicht im Kalziumstoffwechsel, was als primärer Hyperparathyreoidismus bezeichnet wird. In den meisten Fällen ist ein gutartiger Tumor der Nebenschilddrüse die Ursache. Die Erkrankung kann zu erheblichen gesundheitlichen Problemen führen, aber in vielen Fällen ist sie behandelbar.
Was ist ein primärer Hyperparathyreoidismus?
Ein primärer Hyperparathyreoidismus entsteht, wenn eine oder mehrere Nebenschilddrüsen zu viel Parathormon produzieren. Dieses Hormon reguliert den Kalziumspiegel im Körper. Ein Überschuss an Parathormon führt zu einem Anstieg des Kalziumspiegels im Blut, was als Hyperkalzämie bezeichnet wird. In den meisten Fällen ist ein gutartiger Tumor der Nebenschilddrüse dafür verantwortlich (ca. 95%). Seltener sind mehrere Nebenschilddrüsen betroffen oder es handelt sich um einen bösartigen Tumor, was jedoch sehr selten ist.
Häufigkeit in der Schweiz
In der Schweiz treten jährlich etwa 25 bis 30 Neuerkrankungen pro 100'000 Einwohner auf. Frauen sind dabei deutlich häufiger betroffen als Männer. Es ist jedoch zu beachten, dass die Diagnose eines primären Hyperparathyreoidismus oft nicht sofort gestellt wird, sodass die tatsächliche Zahl an Betroffenen möglicherweise höher ist.
Krankheitsverlauf
Ein dauerhaft erhöhter Kalziumspiegel im Blut kann zu Funktionsstörungen in verschiedenen Organen führen. Zu Beginn sind diese Funktionsstörungen reversibel, das heißt, sie können nach einer erfolgreichen Behandlung vollständig behoben werden. Wenn die Hyperkalzämie jedoch unbehandelt bleibt, kann es zu irreversiblen Schäden an den betroffenen Organen kommen.
Symptome des primären Hyperparathyreoidismus
Die Symptome resultieren hauptsächlich aus der übermäßigen Kalziumkonzentration im Blut (Hyperkalzämie). Diese können in verschiedenen Bereichen des Körpers auftreten und sind häufig reversibel, wenn der Kalziumspiegel normalisiert wird.
Neuropsychologische Symptome: Müdigkeit, Energielosigkeit, depressive Verstimmungen, Desorientierung und Gedächtnisstörungen.
Nierenassoziierte Symptome: Häufiger Durst (Polydipsie) und vermehrtes Wasserlassen (Polyurie), die auf eine Nierenfunktionsstörung hinweisen.
Magendarmtrakt: Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Gewichtsabnahme und Verstopfung.
Herz: Gelegentliche Herzfrequenzsteigerungen und Rhythmusstörungen sowie ein erhöhter Blutdruck.
Organmanifestationen
Die häufigste Folgeerkrankung eines unbehandelten primären Hyperparathyreoidismus ist das Nierensteinleiden. Bei längerer Erkrankungsdauer können auch Verkalkungen im Nierengewebe auftreten.
Hyperkalzämische Krise
In sehr seltenen Fällen kann es bei extrem hohen Kalziumspiegeln zu einer lebensbedrohlichen Krise kommen. Symptome einer hyperkalzämischen Krise sind Nierenversagen und schwerwiegende Hirnfunktionsstörungen, die bis zum Koma führen können.
Diagnostiken
Die Diagnostik des primären Hyperparathyreoidismus wird von erfahrenen Endokrinologinnen und Endokrinologen durchgeführt, um die Überfunktion der Nebenschilddrüsen präzise zu erkennen und die Ursache zu bestimmen.
Ultraschall (Sonographie)
Ultraschall, oder auch Sonographie genannt, ist die Anwendung von Ultraschallwellen (vergleichbar der Schallwellen in Sprache oder Musik) als bildgebendes Verfahren unter anderem zur Untersuchung von organischem Gewebe in der Medizin.
Computertomographie CT
Die Computertomographie (CT) erzeugt mit Hilfe von Röntgenstrahlen Querschnittsbilder des menschlichen Körpers. Dabei werden je nach Bedarf in sehr kurzer Zeit (Sekunden) grosse Körperabschnitte wie Kopf, Brust-, Bauchraum, Becken und Extremitäten in hoher Qualität abgebildet. Als schnelles und jederzeit verfügbares Schnittbildverfahren kann sie ein breites Spektrum von Fragestellungen beantworten.
Magnetresonanztomographie MRT
Die Magnetresonanztomographie MRT, oft auch MRI genannt, ist eine äusserst wertvolle, schmerzlose Untersuchung, die es den Radiologen und Radiologinnen erlaubt, Bilder von Ihrem Körperinnern zu erzeugen, die mit anderen bildgebenden Methoden nicht dargestellt werden können. Mit Hilfe eines starken, dauernd vorhandenen Magnetfeldes wird die Verteilung und Menge von Wasserstoffatomen im Körper gemessen und mittels eines leistungsstarken Computers Bilder berechnet. Während der Untersuchung wird in aller Regel eine Serie von Querschnittsbildern mit unterschiedlichem Bildkontrast aufgenommen.
Behandlungen
Die Behandlung des primären Hyperparathyreoidismus richtet sich nach der Ursache und dem Schweregrad der Erkrankung und umfasst sowohl chirurgische als auch konservative Ansätze.