Psychosomatische Beschwerden in der Gynäkologie —
Im Bereich der Frauenheilkunde (Gynäkologie) können verschiedene psychosomatische Beschwerden auftreten.
Was sind psychosomatische Beschwerden in der Gynäkologie?
Psychosomatische Beschwerden in der Gynäkologie können beispielsweise ein (unerfüllter) Kinderwunsch, psychische Beschwerden und psychosoziale Probleme in der Schwangerschaft und im Wochenbett oder eine Verschlechterung von vorbestehenden psychiatrischen Erkrankungen bzw. Problemen beim Umgang mit neuaufgetretenen psychischen Veränderungen sein. Zudem sind traumatischen Erfahrungen (z.B. Verlust des Kindes, Geburtstraumata) und spezifischen Belastungen (z.B. Fehlbildungen des Kindes, Erkrankung der Mutter während der Schwangerschaft) im Bereich der Gynäkologie möglich.
Symptome
Die Symptome sind vielfältig und oftmals auch unspezifisch. Mögliche Beschwerden sind:
Rücken-, Kopf- und Gelenkschmerzen
Übelkeit, Bauchkrämpfe, Blähungen
Schmerzen im vaginalen Bereich
Sexuelle Probleme
Schlafstörungen
Aggressionen
Depressionen
Niedergeschlagenheit
Angstzustände
Einsamkeit
Sozialer Rückzug
Essstörungen
Kontakt- und Beziehungsprobleme
Entstehung und Ursachen von psychosomatischen Beschwerden in der Gynäkologie
Bei der Entstehung von psychosomatischen Erkrankungen in der Gynäkologie sind mehrere verschiedene Ursachen beteiligt.
Körperliche Ursachen
Zu den körperlichen Ursachen gehören:
Die Verarbeitung von chronischen oder angeborenen Erkrankungen mit Beeinträchtigung der psychosexuellen Entwicklung oder der Fertilität (Fruchtbarkeit)
Psychosomatische Reaktionen auf eine Kinderwunschbehandlung
Psychosomatische Reaktion auf Abort, Schwangerschaftsabbruch oder Totgeburt
Verarbeitung von postoperativem Organverlust oder Karzinomerkrankung und deren Behandlungsfolgen
Psychosoziale Ursachen
Zu den psychosozialen Ursachen zählt man:
Sexuelle Traumatisierung
Diskriminierung durch das soziale Umfeld (Rollenerwartung, soziokulturelle Einflüsse, Migrationsproblematik)
Psychosoziale Stressoren (z.B. Doppelbelastung in Beruf und Familie)
Familiäre Konflikte (Partnerschaftskonflikt)
Diagnostiken
Es ist wichtig, frühzeitig bei einer Fachperson Hilfe zu suchen. Bei der Diagnostik ist eine multi-disziplinäre Zusammenarbeit von Gynäkologinnen oder Gynäkologen, Psychosomatik-Fachpersonen, Hausarzt oder Hausärztin und weiteren Fachexperten zentral. Dabei müssen organische Erkrankungen ausgeschlossen werden. Es werden ausführliche Gespräche, körperliche Untersuchungen sowie psychometrische Befragungen gemacht.
Behandlungen
Im ambulanten sowie im stationären Konsiliar- und Liaisonbereich bietet die Klinik für Psychosomatik und Konsiliarpsychiatrie psychologische Unterstützung an. Das Leistungsangebot umfasst Beratung und Betreuung in den oben genannten Themen. Psychische Belastungen bei onkologischen Krebserkrankungen in der Frauenheilkunde sind ein weiterer Bereich. Hier findet eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit mit dem Gynäkologischen Krebszentrum der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe des Kantonsspitals St.Gallen statt. Zusätzlich wird eine Sprechstunde für gynäkologische Psychosomatik in interdisziplinärer Zusammenarbeit mit der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe angeboten. Als Mitglied des Netzwerks «Mutterglück», dem Unterstützungsnetz in der Ostschweiz rund um die Geburt, sind die Fachpersonen bei Bedarf im regen Austausch mit anderen Organisationen. Zum Leistungsspektrum gehört in enger Zusammenarbeit mit der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe des Kantonsspitals St.Gallen sowie der Beratungsstelle für Familienplanung, Schwangerschaft und Sexualität zudem die fachärztliche Stellungnahme zu Schwangerschaftsabbrüchen nach der 12. Schwangerschaftswoche.
Häufige Fragen
Bin ich psychisch krank, wenn ich psychologische Unterstützung in Anspruch nehme?
Bei vielen gynäkologischen Erkrankungen spielen nicht nur körperliche, sondern auch seelische und soziale Faktoren eine wichtige Rolle. Dabei können Symptome, wie zum Beispiel Schmerzen, durch Stress oder Angst verstärkt werden. Häufig liegt dabei eine psychische Belastung, jedoch keine psychische Erkrankung vor. Dennoch ist es wichtig, zur Verhinderung einer Verschlechterung und einer raschen auch somatischen Genesung eine ganzheitliche Behandlung mit psychosomatischer Unterstützung in Anspruch zu nehmen.
Was wird in der psychosomatischen Behandlung gemacht?
Nach einer ausführlichen Diagnostik wird ein individuelles Verständnis der Probleme erarbeitet. Davon leitet sich das geeignetste Behandlungsvorgehen ab. Hierzu gehören: psychosomatische Einzelgespräche, Entspannungstherapien, Paar- und Familiengespräche, Sexualberatung, Psychopharmakotherapie. Eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Ihrem Gynäkologen oder Ihrer Gynäkologin ist dabei wichtig.
Sind psychosomatische Beschwerden heilbar?
Ja, psychosomatische Beschwerden können sich durch gezielte Therapie, Stressmanagement und die Bearbeitung zugrunde liegender Konflikte erheblich verbessern oder sogar vollständig zurückgehen. Der Heilungsprozess erfordert jedoch oft Zeit und Geduld.